Ein Diskussionsabend mit Bärbel Höhn in Oberwinter (Mai 2024)

Ein Diskussionsabend mit Bärbel Höhn in Oberwinter

Der Abend versprach interessant zu werden. Wen oder was will die ehemalige NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsministerin mit ihrem Buch bewegen? Bärbel Höhn kam auf Einladung der Schatzkammer, des BUND-Ahrweiler und des Weltladens nach Oberwinter.

 

Sie las zunächst – sehr persönlich – von ihren Erfahrungen als Mutter, die sie letztlich durch die Atemwegserkrankung ihres Sohnes zunächst in die Bürgerinitiative und dann in die Politik gebracht habe. Und aktiv ist die 70jährige immer noch. Mit ihrem Buch will sie Gleichaltrige ansprechen; nach der intensiven Lesung aus ihrem Buch, holte sie zu einem Vortrag aus, der nachdenklich machte, teilweise berührte.

Beim Abend im Gemeindehaus spannte sie einen zeitlichen Bogen von den Smogalarmen der 80er Jahre, den Protesten der ersten Umweltgruppen bis hin zu den Reaktionen der Politik in den 90er Jahren als endlich gegen hochgiftige Dioxine aus den Verbrennungsanlagen Filter eingebaut werden mussten. Als sie später Ministerin war, so betont sie, habe sie stets auch die Unterstützung der Zivilgesellschaft und den Rückhalt in der Bevölkerung gebraucht.

Bärbel Höhns Plädoyer: Wir kommen nicht umhin, unser Leben und Wirtschaften zu ändern; Extremwetter würden – sehr aktuell – immer schlimmer; die Rechnung hierfür müssten unsere Enkel und deren Nachkommen bezahlen. Gerade in den vergangenen Jahren hätten wir, die Menschen in den reichen Ländern, den Planeten durch Konsum immer stärker geplündert und vermüllt. Es gelte, umzusteuern, CO2-Emissionen zu reduzieren und das Artensterben zu beenden. Dies könne durch vielerlei Aktivitäten passieren, ein erster Schritt mag ein naturnaher Garten sein, die Installation eines Balkonkraftwerks, aber auch das Engagement in der Gruppe, wie etwa beim BUND, der an dem Abend mit einem Stand vertreten war, ebenso wie die Stabsstelle Klima der Stadt Remagen und der Weltladen Remagen/Sinzig.

In der anschließenden Diskussion wurden Bedenken geäußert: Ist in unserem auf Wachstum angelegten Wirtschaftssystem ein CO2-armes Leben überhaupt möglich? Ja, es sei so viel möglich, meint die Ex-Ministerin, und erinnerte an die erfolgreiche Anti-Atom-Kraft-Bewegung, die gegen eine mächtige Atom-Lobby gekämpft habe – für alles gäbe es Lösungen. „Wir müssen es wollen und uns dafür stark machen.“ Dabei betont sie, dass ein solches Engagement kein Verzicht, sondern Freude und sinnstiftendes Erleben bedeute. Aber, so rät sie augenzwinkernd realistisch: „Versuchen Sie nicht perfekt zu sein!“ Sonst gehe einem zu schnell ‚die Puste‘ aus.

Die Beteiligung der Zuhörerschaft war lebhaft. Auch eine „Klimapatin“ aus dem Brohltal meldete sich zu Wort. Sie wies auf das Förderprogramm KlikKS (Klimaschutz ikleinen Kommunen und Stadtteilen) der Energieagentur Rheinland-Pfalz hin. Jeder könne sich einbringen – vom "Klima-Kochkurs" über Maßnahmen für mehr Artenvielfalt in Dörfern, auf Spielplätzen oder Friedhöfen bis hin zu Obstbaumschnittkursen. Eine Ingenieurin berichtete von ihren Beobachtungen, dass mittlerweile bei Ausschreibungen für Baumaßnahmen auch die CO2-Emissionen abgefragt würden.

Und so blieben die Leute noch lange und diskutierten weiter. BioWein von der Ahr und selbstgemachte Köstlichkeiten des Weltladens rundeten den genüsslichen Abend ab.

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